From: Robert A. Oeser [71022.2560@compuserve.com] Sent: Thursday, August 15, 2002 8:51 PM To: bob_smith@mail.ctsfw.edu Subject: Galatians 1:13-14 -- GGAL1-13.ASC _D. Martin Luthers ausfuerliche Erklaerung der Epistel_ _an die Galater._ Anno 1535 Neu aus dem Lateinischen uebersetzt. Published in: _Dr. Martin Luthers Saemmtliche Schriften_ herausgegeben von Dr. Joh. Georg Walch Neunter Band. _Auslegung des Neuen Testaments._ _(Schluss.)_ (St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House, 1893) (cols. 99-101) _Das erste Capitel._ V. 13. 14. Denn ihr habt je wohl gehoert meinen Wandel weiland im Judenthum, wie ich ueber die Masse die Gemeine Gottes verfolgte und verstoerte sie. Und nahm zu im Judenthum ueber viele meines Gleichen in meinem Geschlecht. 186. Diese Stelle hat keine besondere Lehre in sich, doch fuehrt Paulus hier sich als Beispiel an, indem er sagt: Ich habe staerker und bestaendiger das Pharisaeer- und das Judenthum vertheidigt, als ihr und eure falschen Lehrer. Deshalb, wenn die Gerechtigkeit des Gesetzes etwas waere, so waere auch ich davon nicht abgefallen, da ich mich doch, ehe ich Christum erkannte, um dieselbe zu vollbringen, so angestrengt und darin auch so viel geleistet habe, dass ich viele meines Gleichen in meinem Geschlecht uebertroffen habe. Sodann habe ich, um dieselbe zu vertheidigen, so sehr geeifert, dass ich auch die Gemeine Gottes aufs heftigste verfolgt habe, und sie verstoerte. Denn da ich von den Hohenpriestern Macht darueber empfing, habe ich viele der Heiligen ins Gefaengniss geworfen und das Urtheil gesprochen, wenn sie getoedtet wurden. Und durch alle Schulen peinigte ich sie oft, und zwang sie zu laestern, und war ueberaus unsinning auf sie, verfolgte sie auch bis in die fremden Staedte [Apost. 26, 10. 11.] Und eiferte ueber die Masse um das vaeterliche Gesetz. 187. Wie Hieronymus mit Recht erinnert, nennt Paulus nicht die pharisaeischen oder menschlichen Satzungen das vaeterliche Gesetz, denn hier handelt er nicht von pharisaeischen Satzungen, sondern von einer viel wichtigeren Sache. Er nennt also das heilige Gesetz Mosis selbst das vaeterliche Gesetz, das heisst, welches von den Vaetern empfangen und ererbt worden war. Fuer dieses, sagt er, habe ich im Judenthum ueber die Masse geeifert. Auf dieselbe Weise redet er auch im Briefe an die Philipper, Cap. 3, 5. 6.: "Nach dem Gesetz", sagt er, "bin ich ein Pharisaeer gewesen, nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeine Gottes, nach der Gerechtigkeit im Gesetz unstraeflich", als ob er sagen wollte: Ich koennte mich oeffentlich ruehmen und hier dem ganzen juedischen Volke Trotz bieten, auch den Besten und Heiligsten aus der Beschneidung, dass sie mir aus allen nur Einen aufweisen moechten, der mit groesserem Eifer oder heftiger fuer das Gesetz Mosis gestritten haette, als ich frueher gethan habe. Ich war allerdings vor anderen ein sonderlicher Eiferer fuer das vaeterliche Gesetz, das heisst, ich bemuehte mich aufs aeusserste, die Gerechtigkeit aus dem Gesetze zu erlangen. Dies sollte euch ihr Galater, bewegen, jenen Betruegern nicht zu glauben, welche die Gerechtigkeit des Gesetzes als eine Sache von der hoechsten Bedeutung hoch erheben, da ich, wenn es aufs Ruehmen ankaeme, mich mit mehr Wahrheit gerade dieser Gerechtigkeit des Gesetzes in hervorragender Weise ruehmen koennte. 188. Wenn irgend jemand, so habe ich sicherlich, ehe das Licht des Evangeliums aufging, mit Ehrfurcht auf die papistischen Gesetz und die vaeterlichen Satzungen gehalten (_pie sensi_) und um dieselben geeifert, und mit grossem Ernste auf dieselben als heilige, und auf ihre Beobachtung als nothwendig zur Seligkeit gedrungen und sie vertheidigt. Sodann habe ich selbst mich mit allem Fleisse bemueht, sie zu halten, indem ich den Leib zermarterte mit mehr Fasten, Wachen, Beten und anderen Uebungen als alle die, welche mich heutzutage so bitter hassen und verfolgen, weil ich jetzt diesen Werken die Ehre nehme, dass sie gerecht machen koennten. Denn in ihrer Beobachtung bin ich so sorgfaeltig und aberglaeubisch gewesen, dass ich meinem Leibe eine groessere Last auflegte, als er ohne Gefahr fuer die Gesundheit haette ertragen koennen. Ich hab den Pabst ohne allen Eigennutz (_pure_) in Ehren gehalten und damit nicht Pfruenden und hohe Ehrenstellen [usw.] gesucht, sondern, was ich auch gethan habe, das habe ich alles aus einfaetigem Herzen, aus frommem Eifer und zur Ehre Gottes gethan [usw.] "Aber was mir Gewinn war, das achte ich" jetzt mit Paulus [Phil. 3, 7. 8.] "fuer Schaden gegen der ueberschwaenglichen Erkenntniss Christi Jesu, meines Herrn." Aber die Widersacher, weil sie muessige Leute sind und keine Anfechtungen ausgestanden haben, glauben nicht, dass ich und sehr viele andere solches erfahren und erlitten haben, die wir es uns ueberaus sauer werden liessen, den Frieden des Herzens zu erlangen, den man aber in so grosser Finsterniss doch unmoeglich finden konnte. _____________________________________________________________________________ This text was converted to ascii format for Project Wittenberg by Robert A. Oeser and is in the public domain. You may freely distribute, copy or print this text. Please direct any comments or suggestions to: Rev. Robert E. Smith Walther Library Concordia Theological Seminary E-mail: smithre@mail.ctsfw.edu Surface Mail: 6600 N. Clinton St., Ft. Wayne, IN 46825 USA Phone: (219) 452-3149 Fax: (219) 452-2126 _____________________________________________________________________________